In Teil 3 standen die
Vermögenszusammensetzung und die Frage nach den Krisengewinnern und –verlierern
auf der Ebene der Weltregionen im
Mittelpunkt. Weil am Ende festgestellt worden war, dass der Anteil der privaten
Schulden am Brutto-Privatvermögen in Nordamerika nach 2008 kontinuierlich und
signifikant gesunken ist, bleibt erstens noch zu klären, ob dies eine Folge des
Schuldenabbaus oder des Anstiegs des Brutto-Privatvermögens gewesen ist und zweitens,
welchen Anteil die USA und Kanada an dieser Entwicklung hatten. Das erfordert einen
näheren Blick auf die Verschiebungen bei den Anteilen des finanziellen und nicht-finanziellen
Privatvermögens sowie bei den privaten Schulden am Bruttovermögen auf Länderebene im Zuge der Krise und welche
Folgen dies für die Entwicklung der Privatvermögen in den verschiedenen Ländern
hatte, die im Zuge dieser Aufsatzreihe in den Fokus genommen worden sind.
Entwicklung des Brutto-Privatvermögens und der privaten Schulden in drei Weltregionen
Aus den Daten im Global Wealth Databook
lässt sich die Entwicklung des Brutto-Privatvermögens für die Weltregionen Nordamerika (USA und Kanada), China und Indien rechnerisch ermitteln. In Abbildung 16 sind für diese drei Regionen sowohl die
Entwicklung des Brutto- als auch die des Netto-Privatvermögens dargestellt.
Abbildung 16: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Für Indien
weisen die in Abbildung 15 grafisch umgesetzten Daten sogar für den
gesamten Zeitraum 2000-2013 einen annähernd ununterbrochenen Anstieg des
Anteils der privaten Schulden aus. Im Unterschied zu China kommt das aber in
der Entwicklung der Schulden in absoluten Zahlen nicht zum Ausdruck. Wie
Abbildung 16 zeigt, sind die privaten Schulden in Indien immer auf einem
sehr niedrigen Niveau geblieben. Es hat allerdings, wenn man sich die Daten im
Detail anschaut, nach 2008 tatsächlich einen marginalen Anstieg gegeben. Die
Erhöhung des Anteils der privaten Schulden am Bruttovermögen lässt sich
folglich eher aus der im Vergleich zu China schwachen Entwicklung des
Brutto-Privatvermögens erklären (siehe Abbildung 16).
In Nordamerika
ergibt sich natürlich ein deutlich höheres Niveau der Entwicklung des
Privatvermögens, wenn die privaten Schulden unberücksichtigt bleiben, das heißt
beim Blick auf das Brutto-Privatvermögen. Die in Teil 3 in Abbildung 15
ausgewiesene kontinuierliche Reduktion des Anteils der privaten Schulden am
Brutto-Privat-vermögen nach 2008 findet jedoch keine Entsprechung in der Entwicklung der privaten Schulden in
absoluten Zahlen, wie aus Abbildung 16 deutlich zu ersehen ist.
Tatsächlich stagnieren die privaten Schulden in Nordamerika seit 2007.
Es stellt sich insofern die Frage, wie
stark die Entwicklung in Nordamerika
von den USA geprägt ist.
Das verdeutlicht Abbildung 17, in der die Entwicklung des Brutto- und Netto-Privatvermögens
und der privaten Schulden in den USA
und Kanada dargestellt ist, die sich
rechnerisch aus den Daten des Global Wealth Databook 2013 ermitteln lässt.
Abbildung 17: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Zwar haben sich die privaten Schulden in Kanada im Unterschied zu den USA in absoluten
Zahlen ausgedrückt nach 2008 Jahr für Jahr erhöht – von 1.100 Milliarden Dollar
(2008) auf knapp 1.700 Milliarden Dollar, was einem Anstieg um 52 Prozent
entspricht. Auch sind die privaten
Schulden in den USA zwischen 2007 und 2012 fortlaufend gesunken, allerdings
– angesichts des hohen Niveaus von 14.300 Milliarden Dollar in 2007 – „nur“ um
6,7 Prozent bzw. rund 950 Milliarden Dollar.
Andererseits sind sie in 2013 aber auch
wieder um rund 250 Milliarden Dollar gestiegen und insgesamt ist der Einfluss
der Entwicklung der Privatschulden in Kanada
auf die in Nordamerika im betrachteten Zeitabschnitt 2000-2013 gering. Letzteres
gilt ebenso für die Entwicklung des Brutto- und Nettovermögens.
Das Netto-Privatvermögen
in Nordamerika hat sich von 2008 bis 2013 (siehe Abbildung 9 in Teil 3)
um 27.700 Milliarden Dollar (+54,1%) erhöht. Das Brutto-Privatvermögen (finanzielles + nicht-finanzielles
Privatvermögen) vergrößerte sich im gleichen Zeitraum um rund 27.600 Milliarden
Dollar (+41,4%).
Mit anderen Worten erklärt sich der steile
Anstieg des Privatvermögens in Nordamerika nach 2008 (Abbildung 16) im
Wesentlichen durch die signifikante Vergrößerung des Brutto-Privatvermögens in den USA
im Zuge der Krise (siehe zur Entwicklung des (Netto-)Privatvermögens in den USA
Abbildung 4 in Teil 2). Die Entwicklung der privaten Schulden in den USA und Kanada
hat dazu nicht beigetragen, die
Vermehrung des Brutto-Privatver-mögens
in Kanada im Krisenabschnitt 2008-2013 allenfalls marginal.
In Anbetracht des überdurchschnittlich
hohen und zudem von 2009-2012 gestiegenen Anteils des finanziellen Privatvermögens (von 64,9 (2009) auf 67,2 Prozent (2012))
am Brutto-Privatvermögen in Nordamerika (siehe Abbildung 14 in
Teil 3), ist es darüber hinaus naheliegend anzunehmen, dass die
Vergrößerung des Privatver-mögens in Nordamerika hauptsächlich auf eine beträchtliche Vermehrung des finanziellen Privatvermögens in der Krise zurückzuführen ist.
Veränderung der Anteile des finanziellen Vermögens und der privaten Schulden in der Krise nach Ländern
Der Anteil des finanziellen Privatvermögens
am Brutto-Privatvermögen ist zudem, wie Abbildung 18
für den Zeitraum 2000-2013 für 12 Länder veranschaulicht, sowohl in Kanada als auch in den USA überdurchschnittlich hoch. Das gilt
ganz besonders für die USA, aber interessanterweise sogar in noch stärkerem
Maße für die Niederlande.
Abbildung 18: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Erläuterung von Abbildung 18 zur Vermögenszusammensetzung in 12 Ländern
In Abbildung 18 ist die
Vermögenszusammensetzung in ausgewählten Ländern dargestellt und wie sich diese
zwischen 2000 und 2013 verändert hat. Dabei geben die blauen Säulen den Anteil
des finanziellen Privatver-mögens und
die roten Säulen den Anteil der privaten Schulden
am Brutto-Privatvermögen in diesen
Ländern an.
Das nicht-finanzielle
Privatvermögen ist nicht abgebildet.
Das ist im Grunde auch nicht erforderlich.
Denn finanzielles und nicht-finanzielles Privatvermögen zusammen-gerechnet
ergeben für jedes Land (oder jede Weltregion) das Brutto-Privatvermögen und
damit immer 100 Prozent. Wenn also beispielsweise das finanzielle
Privatvermögen in Australien im Jahr 2000 37,2 Prozent betragen hat, wie
aus der Abbildung ersichtlich ist, dann bedeutet das, dass der Anteil des
nicht-finanziellen Privatvermögens im gleichen Jahr bei 62,8 Prozent lag.
Aus der Addition von nicht-finanziellem und finanziellem
Privatvermögen abzüglich der privaten
Schulden ergibt sich das Netto-Privatvermögen.
Wenn also vom „Privatvermögen“ die Rede ist – im Global Wealth Databook der
Credit Suisse und in dieser Aufsatzreihe, dann ist damit immer das Netto-Privatvermögen gemeint.
Die Ländernamen unter den Säulen sind
teils gelb, teils weiß gehalten, damit die EU-Mitgliedstaaten (weiß) auch visuell
gleich den ersten Blick leichter zu erfassen sind.
Abbildung 18 schließt die Top 9 Länder
ein (USA, Japan, China, Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien, Kanada
und Australien) sowie Nummer 11 (Indien), Nummer 17 (Niederlande) und Nummer 25
(Dänemark) des Rankings der nach Privatvermögen reichsten Länder beim Stand von
2013.
Das Global Wealth Databook weist die Vermögenszusammensetzung
nicht für alle Länder aus. Deswegen
können in dieser Hinsicht in Teil 4 und Teil 5 dieser Aufsatzreihe nicht
alle Top 19 Länder und EU-Mitgliedstaaten untersucht werden. Die Länderauswahl
erfolgte deswegen unter dem Gesichtspunkt, die wichtigsten bzw. reichsten EU-
und Top 19 Länder einzubeziehen, für die Daten vorliegen. Die zwölf Länder in
Abbildung 18 stehen im Global Wealth Databook 2013 zusammen allerdings für
rund 80 Prozent des privaten Weltvermögens (2013). Insofern kann die Analyse
dieser Länderauswahl unter dem Aspekt der Veränderungen in der
Vermögenszusam-mensetzung im Krisenverlauf bereits sehr aufschlussreich sein.
Für alle zwölf Länder in der
Abbildung 18 sind ergänzend die Prozentwerte für die Jahre 2000
(dunkelblau bzw. rot) und 2013 (weiß) ausgewiesen, um zu verdeutlichen, wie
stark sich die Anteile in den Ländern in Zahlen ausgedrückt in diesem
Zeitabschnitt verändert haben.
Für einige Länder sind aus demselben Grund
zudem die – in unterschiedlichen Jahren erreichten – Tiefstwerte beim Anteil des finanziellen Privatvermögens angegeben
(türkisfarben), z.B. für Dänemark 48,9 Prozent im Jahr 2003 und für die USA
64,1 Prozent im Jahr 2005. In gleicher Weise werden auch Höchstwerte beim Schulden-anteil (orange) angegeben, etwa 36,1
Prozent in 2008 in Dänemark und 23,4 Prozent in 2008 in den USA. Die beiden
mittelblauen Werte über den Säulen für den Anteil des finanziellen Privatvermögens
in China und Japan beziehen sich im Falle Chinas auf das Jahr 2007 und im Falle
Japans auf das Jahr 2005. Sie wurden ergänzend angegeben, weil dies die –
ansonsten visuell schwer zu auszumachenden – Höchstwerte für die beiden Länder im
gesamten Betrachtungszeitraum waren.
Auswertung von Abbildung 18
Auf die Entwicklung der privaten Schulden in Indien, China, Kanada und den USA wurde in absoluten Zahlen bereits
im Zusammenhang mit den Abbildungen 16 und 17 eingegangen. Die in
Abbildung 18 veranschaulichte Entwicklung des Anteils der privaten Schulden am Brutto-Privatvermögen
in diesen Ländern vervollständigt somit nur noch das Bild.
Generell lässt sich feststellen, dass
sowohl die Entwicklung des Anteils der privaten
Schulden als auch die des Anteils des finanziellen
Privatvermögens in den zwölf Ländern sehr unterschiedlich verlaufen ist.
Es fällt auf, dass der Schuldenanteil in
den industrialisierten Ländern offensichtlich signifikant höher ist als in den
Schwellenländern. Insofern ist jedoch der Anteil der privaten Schulden in Frankreich
und insbesondere in Italien
eigentlich bemerkenswert gering. Überdurchschnittlich hoch ist er hingegen in Dänemark und in den Nieder-landen, wobei die Entwicklung des
Schuldenanteils in Dänemark ähnlich wie in den USA verlaufen ist.
Beim Anteil des finanziellen Privatvermögens hat es in den Ländern im betrachteten
Zeitraum teils beträchtliche Schwankungen und Veränderungen gegeben.
In Dänemark
ist dieser Anteil von 48,9 Prozent (2003) auf 56,7 in 2013 gestiegen (+7,8
Prozentpunkte) und erhöht hat er sich über die Zeit auch in Australien (+4,3 Prozentpunkte). Dasselbe
gilt für Japan für 2000-2005 (+7,3
Prozentpunkte). Danach stagnierte dort aber der Anteil des privaten
Finanzvermögens.
In Kanada
hingegen ist er zwischen 2000 und 2012 um gut 9 Prozentpunkte gesunken. In Italien ist der Anteil des
Finanzvermögens von 2000 bis 2013 kontinuierlich und deutlich zurückgegangen (‑11,7
Prozentpunkte). In Frankreich ist er
von 2000-2005 regelrecht abgestürzt (‑10,2 Prozentpunkte), erreichte 2008
seinen Tiefststand (33,7 Prozent) und stagnierte seitdem. Enorm gefallen ist er
auch in Großbritannien, wo er mit
45,2 Prozent (‑11 Prozentpunkte) ebenfalls in 2008 seinen Tiefststand
erreichte. Danach ist er jedoch wieder deutlich gestiegen. Die Entwicklung des
Anteils des finanziellen Privatvermögens in den USA war sehr ähnlich. Allerdings war der Rückgang in den USA nicht
so groß wie in Großbritannien.
Bemerkenswert stabil geblieben ist im
Ländervergleich nur der Anteil des privaten Finanzvermögens in Deutschland, wo im Übrigen auch der
Anteil der privaten Schulden am Bruttovermögen Jahr für Jahr gesunken ist. Auch
in dieser Hinsicht stellt Deutschland eine Ausnahme dar.
Veränderung des finanziellen Privatvermögens im Krisenabschnitt 2008-2013 nach Ländern
Richtig zu bewerten sind die aufgezeigten
Verschiebungen der Anteile am Brutto-Privatvermögen innerhalb der Länder jedoch
erst, wenn man ergänzend dazu die Entwicklung in absoluten Zahlen betrachtet.
Die Frage, die zu beantworten ist, lautet:
Wie haben sich diese Verschiebungen auf
die Entwicklung des finanziellen
Privatvermögens in diesen Ländern im Zuge der Krise ausgewirkt?
Der schon in den vorangegangenen Teilen
der Aufsatzreihe verwendeten Systematik folgend, wurden die entsprechenden
Daten aus dem Global Wealth Databook rechnerisch aufbereitet, um zeigen zu
können, wie sich finanzielles und nicht-finanzielles Privatvermögen und private Schulden in den Ländern in zwei verschiedenen
Krisenabschnitten (2008-2013 und 2009-2012 (Euro-Krise)) verändert haben.
In Abbildung 19
ist dies zunächst für den Zeitraum 2008-2013 geschehen.
2008 war das Jahr der Lehman-Pleite und
des Beginns der Finanzmark- und Weltwirtschaftskrise. Es war zugleich, wie in Teil 1
und Teil 2 der Aufsatzreihe aufgezeigt wurde, das Jahr, in dem das
Privatvermögen sowohl in den führenden (und reichsten) EU-Mitgliedstaaten als
auch in vielen Top 19 Ländern auf den tiefsten Stand gefallen war.
Was sich oben bei der Analyse der
Entwicklung von Brutto-, Netto-Privatvermögen und privaten Schulden in Nordamerika bereits abzeichnete,
bestätigt die Auswertung auf der Ebene der Länder.
Abbildung 19: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Von 2008 bis 2013 haben sich zwar sowohl
das private finanzielle als auch das private nicht-finanzielle Vermögen in Nordamerika (USA und Kanada) Jahr für
Jahr vergrößert (siehe oben Abbildung 17). Allerdings gehen 65,7 Prozent
oder 18.100 Milliarden Dollar des Anstiegs des Brutto-Privatvermögens in Nordamerika zwischen 2008 und 2013 auf
die Vergrößerung des finanziellen
Privatvermögens (+27.500 Mrd. Dollar) zurück. Dieser Prozentwert ändert sich so gut wie gar nicht, wenn man das Netto-Privatvermögen als Bezugsgröße
nimmt, weil sich die privaten Schulden
in Nordamerika im gleichen Zeitraum praktisch nicht verändert haben (siehe Abbildung 17).
Das wird auch beim Blick auf
Abbildung 19 verständlich. Denn während die privaten Schulden in den USA
von 2008-2013 um rund 600 Milliarden Dollar gesunken sind, sind sie in Kanada um denselben Betrag gestiegen.
Mehr als alles andere verdeutlicht
Abbildung 19 jedoch wie außergewöhnlich stark das Brutto-Privatvermögen im Ländervergleich alleine in den USA in
diesem Krisenabschnitt gewonnen haben.
Dabei ist der Anteil, den das finanzielle Privatvermögen am Anstieg
des Brutto-Privatvermögens in den USA
im betrachteten Krisenzeitraum hatte, mit 67,6 Prozent sogar noch größer als im
Falle ganz Nordamerikas.
Bemerkenswert ist bei Abbildung 19
des Weiteren, dass es, gemessen an den absoluten Zahlen, in dieser – in 2013
für rund 80 Prozent des privaten Weltvermögens stehenden – Ländergruppe neben
den USA nur wenige weitere echte Krisengewinner gibt, nämlich China, Australien und Großbritannien.
Interessant ist zudem, dass in dieser
kleinen Gewinner-Gruppe das finanzielle
Privatvermögen außer in den USA nur in einem weiteren Land überproportional zum Anstieg des
Brutto-Privatvermögens beigetragen hat, nämlich in Großbritannien (80%).
In den Sinn kommt einem dabei natürlich,
dass in diesen beiden Ländern zugleich auch die beiden wichtigsten Finanzzentren
der Welt liegen und die Finanzindustrie in einem hohem Maße zur
Wirtschaftsleistung beiträgt – ganz besonders in Großbritannien.
Allein aus der Entwicklung der auf
Länderebene aggregierten Daten zur Entwicklung des Privatvermögens lässt sich
indes sicher nicht klären, inwieweit hier ein Zusammenhang besteht. So oder so
kann man angesichts dieses Krisenergebnisses bei den Privatvermögen ins Grübeln
kommen, worin wohl der Informationsvorsprung der Finanzprofis speziell in den
USA bestehen mag und was sie so viel besser machen als ihre Kollegen in allen
anderen Ländern des Vergleichs.
Bei der Bewertung des Vermögensanstieges
in den USA und in China, ist selbstverständlich zu
berücksichtigen, dass China ein aufstrebendes Schwellenland ist und in den
zurückliegenden Jahren kontinuierlich hohe, überwiegend sogar zweistellige
Wirtschaftswachstumsraten aufzuweisen hatte. Es ist evident, dass diese hohe
wirtschaftliche Dynamik sich in einem entsprechenden Anstieg des privaten
Wohlstandes niederschlägt.
Aus den auf Ländereben aggregierten Daten
zur Privatvermögensentwicklung, die in Abbildung 19 verwendet wurden, geht
freilich nicht hervor, wie ungleich die Verteilung des Wohlstandsanstieges in China verläuft. Doch das gilt ebenso für die USA, wo das Vermögenskonzentration ähnlich hoch ist und die
Ungleichheit darüber hinaus weiter zugenommen hat.
In jedem Falle aber bleibt festzuhalten,
dass sich der Wohlstandsanstieg in den USA
nicht in einer mit China
vergleichbaren Weise durch die wirtschaftliche Entwicklung erklären lässt. Das
Wirtschaftswachstum ist in den USA nach 2008 schwach geblieben und hat sich
erst in jüngster Zeit wieder leicht erhöht.
Das schlechte Abschneiden des
Privatvermögens in Japan erklärt
sich – so wie schon in den vorangegangenen Analysen – vor allem durch im Zuge
der Abenomics stark gelockerte
Geldpolitik, die zu einer starken Abwertung
des Yen führte.
Veränderung des finanziellen Privatvermögens in der Euro-Krise nach Ländern
Wie bereits zuvor Teil 2
erläutert, geben die Daten im Global Wealth Databook der Credit Suisse für die
Jahre 2000-2011 jeweils den Stand des Privatvermögens zum Jahresende und ab 2012 den zur Jahresmitte
an.
Das heißt folglich, dass die Daten für das
Jahr 2009 den Stand des Privatvermögens zum Ende desselben Jahres wiedergeben. Das
Ende des Jahres 2009 stellt zugleich den Beginn der Griechenlandkrise und damit
der Euro-Krise dar.
Die akute Euro-Krise endete de facto mit
dem im Juli 2012 vom EZB-Präsidenten Mario Draghi gegebenen Versprechen, alles
zu tun, um den Euro zu erhalten. Die Vermögensdaten der Credit Suisse für das
Jahr 2012 geben den Stand zur Mitte des Jahres wider. Insofern ergibt sich als
Zeitabschnitt für die Euro-Krise im Rahmen der Analyse der Veränderungen des
finanziellen und nicht finanziellen Privatvermögens sowie der privaten Schulden
in der Euro-Krise schlüssig der Zeitraum 2009-2012. Das Ergebnis dieser Analyse
zeigt Abbildung 20.
Auswertung von Abbildung 20 für den Krisenabschnitt 2009-2012 (Euro-Krise)
Abbildung 20 zeigt, wie sich finanzielles und nicht-finanzielles Privatvermögen sowie private Schulden in der Euro-Krise
(2009-2012) in den gleichen zwölf Ländern verändert haben. Es ergibt sich ein
stark verändertes Bild, aber im Kern doch ein sehr ähnliches Muster. Denn auch
in diesem Krisenabschnitt gibt es nur wenige Gewinner und der größte Gewinner
sind wieder die USA.
Abbildung 20: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Die Abbildung veranschaulicht, dass es
unter den EU-Mitgliedstaaten der
Länderauswahl keine Gewinner gab. Das war aufgrund der Ergebnisse der Analyse
in Teil 2 und Teil 3 auch nicht anders zu erwarten
gewesen (siehe dazu Abbildung 6, 7 und 8).
Was man hier jedoch sehen kann, ist, dass
die Verluste in Italien, Deutschland und Großbritannien in dieser Länderauswahl am höchsten waren. Während
jedoch in Italien und Deutschland die höchsten Verluste beim finanziellen Privatvermögen angefallen
sind, war das in Großbritannien nicht der Fall. Dort gab es den höchsten
Verlust beim nicht-finanziellen
Privatvermögen (das insbesondere Immobilien und Land umfasst). Letzteres ist
allerdings in der Euro-Krise auch in Deutschland und Italien vergleichsweise deutlich
geschrumpft. In Frankreich gab es
wiederum nur beim finanziellen
Privatvermögen eine negative Entwicklung.
Australien
und Kanada zählen in der Euro-Krise
ebenso wie im Krisenabschnitt 2008-2013 zu den Vermögens-gewinnern. Aber in
beiden Ländern ist der Anstieg beim finanziellen
Privatvermögen in der Euro-Krise hinter den Anstieg des nicht-finanziellen Privatvermögens zurückgefallen. Im Falle Kanada
sogar signifikant (siehe dazu oben Abbildung 19). Das Wachstum des finanziellen
Privatvermögens hat also in beiden Ländern weniger stark zum Anstieg des Brutto-Privatvermögens
beigetragen als im Abschnitt 2008-2013.
Dasselbe gilt auch für China. Nur in den USA und Japan ist das
nicht der Fall.
Dass die Japaner in der Euro-Krise beim
Brutto-Privatvermögen als Gewinner dastehen, nicht aber im Abschnitt 2008-2013,
hängt wie bereits ausgeführt damit zusammen, dass 2013 die starke Yen-Abwertung zum Tragen kommt. Im Falle
Japans hat der Vergleich der Entwicklung in den beiden Krisenabschnitten
deswegen wenig Aussagekraft. Es fällt lediglich auf, dass das der Unterschied
der Beiträge des finanziellen und des
nicht-finanziellen Privatvermögens zum Wachstum des
Brutto-Privatvermögens in Japan nicht
so groß ist wie in den USA.
Der Anteil des finanziellen Privatvermögens am Plus beim Brutto-Privatvermögen
liegt in Japan in der Euro-Krise bei
58,1 Prozent. In den USA hingegen
trägt das Wachstum des finanziellen
Privatvermögens mit 88 Prozent den größten Teil des Anstiegs des
Brutto-Privatvermögens. Beim finanziellen Privatvermögen haben die USA zudem in
der Euro-Krise weit stärker hinzugewonnen als im Krisenabschnitt 2008-2013 (+67,6%).
Gibt es ein Geheimnis des finanziellen Erfolgs?
Aufgrund des überdurchschnittlich hohen
Anteils des finanziellen
Privatvermögens am Bruttovermögen in Nordamerika
und in den USA ist evident, dass das
Privatvermögen dort überdurchschnittlich stark von boomenden Finanzmärkten
profitiert. Umgekehrt ist zu erwarten, dass es im Falle von Finanzkrisen auch
überproportional stark negativ betroffen ist.
Zur Erinnerung: Nach der Finanzmarktkrise
infolge der Pleite von Lehman Brothers boomten die Finanzmärkte und auch die
europäische Schuldenkrise hat daran nichts geändert. Insofern ist es absolut schlüssig,
dass sich das Privatvermögen nach 2008 in den USA Jahr für Jahr vergrößert hat.
Es ist allerdings nicht ohne weiteres
nachvollziehbar, wieso das Privatvermögen in anderen reichen Ländern, in denen
das finanzielle Privatvermögen
ebenfalls einen überdurchschnittlich hohen Anteil am Brutto-Privatvermögen hat
(siehe oben Abbildung 18), offensichtlich bei weitem nicht so stark davon profitierte
wie das in den USA (siehe oben Abbildungen 19 und 20 sowie Abbildung 4),
was sich ja auch in der starken Vergrößerung des Anteils der USA am privaten
Weltvermögen in der Krise und eben besonders im Zeitraum 2008-2013
widerspiegelt (siehe dazu Abbildung 7 in Teil 2).
Ausblick
auf Teil 5
In Teil 5 soll es deswegen um die
schon am Ende von Teil 3 angekündigte Analyse der Zusammensetzung des
finanziellen Privatvermögens auf
Länderebene gehen, um zu überprüfen, ob sich daraus ein weitergehender
Aufschluss gewinnen lässt. Unterschieden wird dabei zwischen liquiden Mitteln, Aktien und anderen Beteili-gungen sowie sonstigen Finanzanlagen. (Die anderen Aufsätze der Reihe finden sich hier: Teil 1 "Vermögens-bilanz des Euro-Krisenmanagements" und Teil 2 "Gewinner und Verlierer der Euro-Krise im Klub der reichsten Länder")
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