Donnerstag, 30. Juni 2016

Das Brexit-Votum, Boris Johnson und die EU: Vorbereitung von „Lehman 2.0+“ wie aus dem Lehrbuch



Das war´s. Die Finanzmärkte haben den Brexit-Test bestanden. „Lehman 2.0“ wurde abgesagt. Oder nicht?

Die Brexit-Erkenntnis des Boris Johnson

Die Politik hat erleichtert aufgeatmet, weil sie nicht von einer neu eskalierenden Finanzmarktkrise auf dem falschen Fuß erwischt worden ist. Der Kopf der Brexit-Befürworter Boris Johnson hat einen Rückzieher gemacht und kandidiert nun nicht für die Cameron-Nachfolge weil er meint, dass er wohl doch nicht der richtige Mann für den Posten und die damit verbundenen Herausforderungen ist. Das sind, wenn man es genau nimmt, die anderen aus seiner Partei, die jetzt kandidieren, zwar auch nicht. Aber Johnson ist eben vorerst der einzige Politiker in Großbritannien, der es öffentlich zugegeben hat. Immerhin, das ist ein Anfang – jenseits des Kanals.

Wortgewaltige Europäer: Gut Ding will Weile haben

Die Europäer (richtig: die Kontinentaleuropäer) sind schon weiter. Sie haben bereits die „notwendigen“ Lehren aus dem Referendum gezogen – jedenfalls verbal. Gefühlt jeder Politiker hat seine Forderungen zum Ausdruck gebracht, was in Europa nun alles verändert, angestrebt und erreicht werden muss. Es war eine wahre Flut von Postulaten und ein beeindruckender Berg von „notwendigen“ Schritten und Einzelmaßnahmen, der dabei über die Medien und Zeitungen sowie in Form von Positionspapieren auf die Bürger in Europa niederprasselte. Sogar Altkanzler Helmut Kohl und Ex-Präsident Giscard d´Estaing haben sich zu Wort gemeldet und Besonnenheit und Ruhe angemahnt. Das ist freilich leicht gesagt, wenn eine Stichflamme aus dem Haus schießt, in dem bereits seit längerem ein Schwelbrand tobt, aber kein Feuerlöscher in Sichtweite ist – wobei einer ohnehin nicht genug wäre. Aber was will man von den Europa-Rettern erwarten?

First things first: Postenpoker in Großbritannien

In Großbritannien ist man natürlich noch nicht ganz so weit wie auf dem Kontinent. Dort ist nach dem angekündigten Rücktritt des konservativen Premierministers David Cameron und dem Misstrauensvotum gegen Labour-Parteichef Jeremy Corbyn zunächst einmal das große innerparteiliche Hauen und Stechen losgegangen, frei nach dem Motto: Die Brexit-Krise war gestern, das Unabhängigkeitsreferendum in Schottland kommt sowieso erst später. Großbritannien ist führungslos.
Der Brexit-Entscheid scheint von nicht wenigen Politikern dort in erster Linie als unverhoffte Karrierechance wahrgenommen worden zu sein. Das lässt tief blicken und nichts Gutes erwarten. Denn es hat durchaus den Anschein, als seien sie alle gleichermaßen überrascht, unvorbereitet und planlos. Doch andererseits strahlen die Kandidaten alle eine große Zuversicht aus.
Kurzum, alle sind wieder zum Tagesgeschäft übergegangen. Der Krisenalarm ist vorüber, auch an den Märkten. Was kann es also wichtigeres geben als die Frage, ob Deutschland Italien schlägt und wer Fußball-Europameister wird? (Nun ja, zugegeben, für die Briten ist das nicht so wichtig.)

Krisenentwarnung? Wirklich?

Oha! Wer das so sieht, der hat nicht genau hingeschaut.
Zunächst einmal ist die Entscheidung über den Austritt Großbritanniens als krisenauslösendes Ereignis in Bezug auf die Finanzmärkte, die Europäische Union und die Weltwirtschaft etwas ganz anderes als die Pleite von Lehman Brothers 2008 und deswegen entfalten sich auch die Wirkungen in einer ganz anderen Weise.
Was der Fall von Lehman bewirkte, war ein erdrutschartiger Vertrauensverlust innerhalb des globalen Finanzmarktsektors und offenbarte sich deswegen folgerichtig als Finanzmarkt-Tsunami. Beim Brexit geht es selbstverständlich nicht um irgendein gravierendes, aber lange Zeit verdecktes Problem im Finanzsektor (oder der Wirtschaft). Es ist vielmehr ein einschneidendes politisches Ereignis und Ausdruck einer fundamentalen Politikkrise der Europäischen Union.
Wie diese auf die Finanzmärkte und die Wirtschaft wirkt, lässt sich schwerlich abschätzen. Das einzige, was man zum gegebenen Zeitpunkt mit Gewissheit sagen kann, ist, dass es perspektivisch definitiv nichts Gutes zu bedeuten hat. Nicht für Großbritannien, nicht für die EU, nicht für die globalen Märkte.
Vor allem aber stehen die von diesem Entscheid beeinflussten Elemente der politisch-ökonomischen Realität und die durch dieses Ereignis zum großen Teil nicht in der unmittelbaren Zukunft ausgelösten Entscheidungen keineswegs in einem so direkten Zusammenhang wie jene, die von der Lehman-Pleite betroffen waren. Der Brexit-Entscheid kann also auch nicht wie die Pleite der US-Investmentbank als auslösender Faktor in kürzester Zeit eine ganze Dominostein-Kette zu Fall bringen. Wer das erwartet hatte, der hat die Problemkonstellation nicht richtig erfasst.

George Soros Krisenprognose für die EU

George Soros hat gerade vor dem Europäischen Parlament in Brüssel gesagt, der Brexit-Entscheid habe auf den Märkten eine neue Krise ausgelöst, die mit der globalen Finanzmarktkrise von 2007/2008 vergleichbar sei. Wahrscheinlich würden dadurch die ohnehin schon bestehenden deflationären Tendenzen verstärkt. Die Banken auf dem europäischen Kontinent, die sich noch nicht von der Finanzmarktkrise erholt hätten, stünden vor einem ernsten Test. (1)
Hat er recht?
Schwer zu sagen, aber es wäre gut möglich sofern man relativiert, dass es – wenn überhaupt – keinen Finanzmarkt-Tsunami geben wird, sondern eben eher eine sich langsam, über Wochen und Monate aufbauende und sukzessive oder in Schüben verstärkende Krise.

Europäische Soll-Bruchstelle: Kein Krisendurchblick, schlechte Vorbereitung

Einiges spricht dafür, dass es so kommen könnte. An erster Stelle der schlechte Zustand (Uneinigkeit, Streit, schwierige, langwierige Entscheidungsfindung) und die schwache Krisenkompetenz der EU-Politik.
Das Brexit-Referendum hat beides erneut augenscheinlich werden lassen, genauso wie zuerst 2008 nach dem Ausbruch der Finanzmarktkrise in Europa und später in der Euro-Krise. Letztere hatte EZB-Chef Mario Draghi im Alleingang bewältig. Ob die Staats- und Regierungschef dieses Glück im Falle einer Brexit-Krise, die noch gar nicht begonnen hat, wieder haben werden, ist mehr als fraglich.
Boris Johnsons ist für die politische Misere vielleicht das prominenteste Beispiel. Denn mit der heutigen Entscheidung, nicht für die Nachfolge von Premier Cameron zu kandidieren, hat er indirekt ebenfalls zugegeben, dass er die möglichen Folgen des Brexits weder durchdacht noch vorab ein politisches Konzept für diesen Fall entwickelt hat. Er wäre halt gerne Premierminister geworden.
Damit befindet er sich innerhalb der (Noch-)EU28 in guter Gesellschaft.
Vor dem Brexit-Votum hatten Politiker der etablierten Parteien in Europa den aufstrebenden populistischen Parteien immer gerne vorgeworfen, sie hätten eigentlich gar keine Konzepte zur Bewältigung der ernsten Probleme, mit denen sich die Regierungen und die EU herumschlagen muss. Doch was sie selbst nun vorschlagen, um nach dem Brexit-Votum die Bürger wieder mit ins Boot zu holen uns so einen weiteren Zerfall der EU aufzuhalten, ist keineswegs Vertrauen erweckender. (2)

Maximum an Ratlosigkeit: Kein Konzept für EU-Zusammenhalt, keins für eine neue Finanzmarktkrise

Ein glaubwürdiges, an den Ursachen für die Unzufriedenheit mit der Politik der EU und mit dem Euro ansetzendes Konzept, in das alle sinnvoll zu ergreifenden Einzelmaßnahmen stimmig eingeordnet werden können, um insgesamt die beabsichtigte Wirkung entfalten zu können, existiert gar nicht. Das ist nicht erst seit dem letzten Freitag so, sondern seit der Finanzmarktkrise.
Das Problem: Dafür fehlt offenbar der wirtschaftswissenschaftliche Unterbau. Denn die herrschende Wirtschaftslehre ist an der Finanzkrise 2008 gescheitert und die bisherige neoliberale Fundierung der europäischen Krisenpolitik hat überhaupt erst die Probleme, die die EU inzwischen zu zerreißen drohen, heraufbeschworen. Eine erkennbare Alternative dazu gibt es bisher nicht. Jedenfalls erweckt gegenwärtig keine politische Partei den Eindruck, als habe sie eine an der Hand.
Schlimmer noch ist, dass danach offensichtlich nicht einmal gesucht wird. Die Notwendigkeit dazu wird nicht erkannt. Es werden stattdessen immer wieder nur entweder die alten Rezepte ausgepackt (Keynes, Konjunkturprogramme, Umverteilung) oder es wird „pragmatisch“ vorgegangen, frei nach dem Motto: Was hättet ihr denn gern? Als ließe sich in turbulenten Zeiten der Weg aus der Krise aus Daten aus der Vergangenheit ableiten oder in Umfragen ermitteln.

Die Ursache des Brexit-Votums und der Krise der EU

Die Flüchtlingskrise, das Sicherheitsbedürfnis der Menschen und das Demokratiedefizit sowie die Reformbedürftigkeit der EU sind ohne Zweifel ernst zu nehmende Probleme. Aber sie sind genauso wenig die zentrale Ursache für die Krise der EU wie der Euro. Sie sind eher Symptome oder besser gesagt nur das Ventil für eine aufgestaute Unzufriedenheit, die viele schwer zuzuordnen vermögen, die sich aber im Wesentlichen aus den sich verschlechternden Lebensbedingungen/-perspektiven oder auch nur aus der sich verschlechternden Lebensqualität von immer mehr Bürgern in der EU gespeist wird.
Das Brexit-Votum ist wie andere Unzufriedenheitsäußerungen (Referenden, Wahlen, Proteste, Streiks usw.) ein Misstrauensvotum gegen das politische Establishment in Europa, das die unbewältigten Probleme der Euro-Krise im Prinzip lediglich verwaltet, die daraus entstehenden Lasten auf die Bevölkerung abwälzt und das durch schlechte Politik immer neue Folgeprobleme schafft.
All das findet im Brexit-Votum seinen vorläufigen Höhepunkt. Der Endpunkt ist das nicht – weder in Bezug auf den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt Europas noch hinsichtlich der Crashgefahr für globale Finanzmärkte und Wirtschaft. Aber das sind zwei verschiedene – wenn auch interdependente – Problemfelder, für die der EU die geeigneten Antworten fehlen.

Die Frage nach der Lösung

Eine Lösung kann, grundsätzlich betrachtet, einzig und allein darin bestehen, ein Konzept für eine erfolgreiche und dauerhafte Verbesserung der wirtschaftlichen Perspektiven für die Bürger Europas zu entwickeln und umzusetzen. Viele Folgeprobleme, die oben auch als Symptome bezeichnet wurden, werden sich dann ebenfalls relativieren oder verschwinden. Danach und vor allem nach einer ökonomischen Fundierung als Alternative zum Neoliberalismus und Keynesianismus muss gesucht werden. Nur so lässt sich ein in sich stimmiges und wirkungsvolles Gesamtkonzept für den „Turnaround“ Europas entwickeln.
Das Problem: Ohne eine fundamentale Neuausrichtung der europäischen Politik ist der nicht mehr zu erreichen!
Der Grund dafür: Die gegenwärtigen wirtschaftlichen Gegebenheiten und globalen Marktstrukturen vergrößern die bestehenden Ungleichgewichte auf allen Ebenen immer weiter und sie vergrößern das Heer der dauerhaften, chancenlosen wirtschaftlichen Verlierer.
Die (im Kern neoliberale) europäische Politik, insbesondere auch die zur Bewältigung der Schuldenkrise, verstärkt diesen Effekt erheblich. Es ist, als gösse sie Benzin ins Feuer. Das ist die Hauptursache der wirtschaftlichen Schwäche und das Kernproblem, das die wirtschaftlichen Perspektiven verschlechtert und den Zusammenhalt der EU vor eine Zerreißprobe stellt.

Wenig Hoffnung auf Einsicht

Es spricht beim gegenwärtigen Stand der Dinge auch nach dem Brexit-Votum nüchtern betrachtet wirklich wenig dafür, dass die Staats- und Regierungschefs und die Europäische Kommission gemeinsam in der Lage sind, die Ursachen ihrer Misere zu erkennen und diesen Prozess stoppen oder gar umkehren können. Und das ist einerseits schlecht für die EU und erhöht im Zusammenhang mit dem Brexit andererseits die Wahrscheinlichkeit einer sich langsam aufbauenden neuen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise beträchtlich.
Europas Politik ist für eine neue, schwere Euro- und/oder Finanzmarkt-Krise nicht gewappnet. Die Konsequenz wird im Falle einer großen Krise sein, dass nicht mehr auf europäischer Ebene dagegen vorgegangen werden wird, sondern auf nationaler Ebene. Wenn das Haus abzubrennen droht, weil seine Bewohner das Feuer gemeinsam nicht zu löschen vermochten, ist sich jeder selbst der Nächste. Das ist die nächste Eskalationsstufe für Europa. Damit wäre aber de facto das Ende der Europäischen Union besiegelt. Ende der Geschichte.

22 Kommentare:

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  3. Diese EU bedeutet Krieg gegen Russland!
    Die USA treiben Europa in diesen uns vernichtenden Krieg!
    Weg mit dieser Kriegstreiber-EU!

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  4. Hallo Stefan,
    ich bin ein wenig überrascht über den Artikel, selten haben ich was von Ihnen gelesen was mir so oberflächlich erscheint.
    Das „Gehampel“ in GB und Brüssel ist doch nur der Arroganz geschuldet das alle im Griff zu sein schien. Es wurden Wettbüros und Umfragen kolportiert, selbst in der ARD und ZDF die zwar Kopf an Kopf sagten aber letztendlich für Europa. Jetzt zeigt sich lediglich wie wenig die Politik nötig ist es geht ja weiter. Was nicht bei Ihnen zu lesen ist das die Zeitungen selbst auch Interessen bekundet haben mit Kommentare.
    Die Börsen Haie haben Ihr Geschäft gemacht, Gewinne mitgenommen und stellen sich neu auf. Alles beim Alten. Schön auch das jetzt auf die Polen gehetzt wird in GB das lenkt dann gut ab von den ökonomischen Problemen insgesamt in der EU und GB.
    Sie kramen Soros und seine Sprüche heraus als Beleg? Sie fragen: Hat er recht? Soros hat nie Recht, weil Soros erzählt das was die Rendite seiner Investitionen erhöht da kommt es ihm doch nicht auf solche Banalitäten wie Wahrheit an.
    Richtig dick aufgetragen ist es mit der Lehman Pleite zu vergleichen, dann auch noch den „erdrutschartigen Vertrauensverlust“ anzuführen. Das ist wirklich nonsens, fast jeder wusste das mit Altpapier in Form von Immobilienpapieren gehandelt wurde. In den USA wurde vor der „Krise“ damit schon nicht mehr gehandelt. Die doofen Deutschen Landesbanken kauften allerdings immer noch. Dann passierte das was immer passiert wenn der Überproduktionen gibt, der Markt passt es an und Player müssen das Feld verlassen. Passiert beim Kantonsgericht tausendfach, jedes Jahr in Deutschland.
    Das Draghi irgendwas gerettet hat ist durch nichts belegt. Der hat lediglich verhindert das Schulden gebucht werden müssen, sie vom Markt genommen. Jetzt kann die freie Marktwirtschaft nicht wirken.
    Die Ursache des Brexit benennen sie, genau wie es alle anderen auch machen, aber genau wie alle anderen sagen sie nichts konkretes. Was hat der „einfache“ Bürger von Europa? Wenn er denn in Urlaub fährt (das werden auch immer weniger) muss er den Ausweis nicht vorzeigen oder Geld tauschen. Mit dem Gedanken schauen sie sich die an die gegen Europa gegen „Europa“ auf die Straße gehen.
    Was sie allerdings wissen das sie als Arbeitskräfteverkäufer in ständiger Konkurrenz stehen, auch gegen andere Deutsch Lohnabhängige. Allerdings sind „ausländische“ Lohnarbeiter hilfloser. Da lässt es sich gut drauf herumhacken. So sind ja auch die Flüchtlinge aus Syrien als hochgebildete Arbeitskräfte empfangen worden. Das es einfach „arme“ Menschen sind die vor dem Tot weglaufen wird jetzt erst auch debattiert. Bei Ihnen lese ich lediglich wie toll sich die Wirtschaft entwickeln müsste und wie die Neuausrichtung aussehen sollte.
    Nochmal, was ist der große Vorteil der EU für die breite Bevölkerung?
    Wie sieht die erkennbare Alternative bei Ihnen aus, mal ohne Partei gedacht. Ich sehe sehr, das Problem darin gesucht werden soll wo die „Probleme“ entstanden sind. Es ist doch auch nicht so wie sie schreiben das es „Bezug auf den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt Europas“ je gegeben hat. Es herrscht in allen Bereichen Konkurrenz (oder auch Wettbewerb) da kann es keinen Zusammenhalt geben. Sie beschreiben es selbst.
    Da war Deutschland auch selbstherrlich gegenüber den anderen. Sollte England seinen Handel mit Russland und den BRICHS Staaten überhaupt ausweiten ist die EU Vergangenheit. Das bestimmt aber nicht die Politik sondern die Wirtschaft.

    Gruß Peter




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    1. Hallo Peter,

      Sie haben Ihre eigene Sicht der Dinge, wie ich Ihren Zeilen entnehme. Sie erklären, ich sähe einiges falsch und wäre oberflächlich. Damit enttäuschen Sie jetzt mich.

      1. Wo sind ihre Belege für ihre Vermutungen und Bewertungen? Legen Sie an sich selbst denn nicht dieselben Maßstäbe, mit denen Sie mich beurteilen? Denn dann müssten Sie mir belegen, dass Sie Recht und ich Unrecht habe.

      2. Sie fragen, wo meine Vorschläge sind und worn die Vorteile der EU bestehen. Ich verstehe nicht, wie Sie so tun können, als hätte ich hier nur diesen Aufsatz geschrieben und wieso sie erwarten, dass ich in diesem alles erkläre und bringe, was irgendwie in den Themenbereich EU, Wirtschaft und Finanzmärkte eingeordnet werden kann. Damit lassen sich ganze Bibliotheken füllen und wenn SIe sich in eine begeben, dann werden SIe feststellen, dass es sich auch so verhält.

      Aber ich will gar nicht ausweichen, sondern Sie schlicht fragen, ob Sie sich vielleicht vorstellen könnten, erst einmal in meinem Blog-Archiv nachzuschauen, ob Sie dort nicht vielleicht das finden, was Sie hier im Aufsatz alles vermissen und bemängeln. Ihre Ausführungen lassen nicht darauf schließen. Tun Sie es bitte und tun SIe es konzentriert. Dann könen wir weiter diskutieren. Ich habe, dass kann ich Ihnen vorab versprechen, keinerlei Probleme damit, Fehler zuzugeben und meine Einschätzungen entsprechend zu korrigieren. Aber diese Fehler müssen nachgewiesen werden.

      Ich will versuchen, noch etwas verständlicher zu machen, was ich meine und worum es mir geht. Versetzen Sie sich bitte einfach einmal in die Lage eines Experten, der zu einem bestimmten Thema sehr gewissenhaft, ein aufschlussreiches Fachbuch schreiben will, dass auch neue Erkenntnisse zu einem Problem erbringen soll. Dafür wird er - je nach Thema und Fachgebiet - einen wahren Berg an Fachaufsätzen und Fachbüchern zu diesem Thema lesen und auswerten müssen, Schwächen herausarbeiten und auflösen usw. Am Ende kommt sein Buch auf einen Umfang von - sagen wir mal - 150 Seiten.

      Wenn Sie das so betrachten, dann ist ein Fachbuch ebenso wie ein Fachaufsatz letztlich nur die Essenz und die Spitze eines ziemlich großen Bergs an Informationen, Erkenntnissen und Wissen.

      Ich bin kein Hobby-Blogger, jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne des Wortes. Ich schreibe hier in der überwiegenden Zahl meiner Aufsätze über Dinge, zu denen ich mir - wie jeder Fachautor - einiges Wissen erworben habe. Wenn Sie hier diesen Aufsatz nehmen, dann ist auch der nur die sichtbare Spitze dessen, was ich an Wissen und Informationen über viele Jahre sammeln musste, um ihn schreiben zu können. Es ist das Hintergrundwissen. Ich versuche hier im Blog allerdings immer, die Dinge so darzulegen, dass sie jeder einigermaßen gut verstehen kann. Ich verwende den Fachjargon nur wenn es nicht anders geht.

      Man kann in kurzen Aufsätzen auch nicht alles abhandeln. Man muss sich auf bestimmte Dinge, die man in einem gegebenen Zusammenhang als wichtig ansieht und die man hervorheben will, konzentrieren und viele andere Aspekt weglassen. Sonst versteht keiner mehr, was man eigentlich sagen will. Das heißt aber nicht, dass ich oberflächlich bin. Und wie gesagt, in meinem Blog-Archiv finden Sie auch Ausführungen zu den Punkten, die Ihnen hier im Aufsatz fehlen.

      Bleiben Sie also bei Ihrer Kritik bitte fair.

      Viele Grüße
      SLE

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  5. Hallo SLE
    ich komme darauf zurück, jetzt ist es mir zu spät, so wie sie es schreiben habe ich es nicht begonnen. Ich lese einen Artikel und gehe auf die Aussagen ein. Ich will dazu keine Archive lesen. Meine Fairness besteht darin das ich ihnen schreibe weil ich es ernst nehme, selbst wenn ich meine das es oberflächlich ist. Ich teile ihre Analyse nicht, warum das haben ich geschrieben.

    Gruß Peter

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    1. Hallo Peter,

      es ist Ihr gutes Recht, das zu tun. Niemand erwartet, dass alle dieselbe Sicht der Dinge haben. Ansonsten wär´s langweilig. Aber Sie haben auch die Analyse als solche bewertet. Das ist etwas anderes und genau das meine ich.

      Grüße
      SLE

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    2. Hallo Stefan,
      ich habe die Überschriften gelassen um den Bezug deutlich zu machen.Es geht mir wirklich nicht um persönliches oder was mein recht ist. Es ist mir auch egal was jemand erwartet, dafür habe ich keine Zeit. Ich will ernsthaft eine gute Debatte in der ich Erkenntnisse gewinnen kann.
      Die Brexit-Erkenntnis des Boris Johnson
      Ich meine das hier vernachlässigt wird das es mit der wirtschaftlichen Entwicklung in ganz Europa und in GB schlecht bestellt ist. Wenn der Brexit die Börse „bewegt“ dann doch nur auf Grund von Spekulationen. Das ist natürlich in die Zukunft gerichtet, das wäre ohne Brexit ebenso. So wirken die Rating Agenturen. Damit wird Politik gemacht, das wenigste davon ist Ökonomie. Siehe die Krisen, wie die Krisenauslöser Tags vor des Sturz, die Papiere bewertet wurde.
      Wortgewaltige Europäer: Gut Ding will Weile haben
      Wenn es verbal ist dann sind keine Lehren gezogen worden, sondern es wird schön geredet.(Sprachlich Ausgedrückt) Was allerdings gemacht wird und das betreibt die Presse, ist Hetzerei. Die berichten nicht nur die haben auch „Interessen.“ Ich will die ganzen „Hetzereien“ nicht alle aufführen. Nur eins, Alt gegen Jung, die Alten nehmen den Jungen ihre Zukunft. Was für ein Narzissmus was für eine Frechheit. Es ging um eine, von niemanden bezweifelte,Demokratische Abstimmung. Wenn das richtig ist dann sind alle Wahlen seit meiner Jugend das auch. Allerdings hatten „wir“ keinen Anspruch auf eine Zukunft die wir nicht selbst schaffen mussten. Das ist auch
      richtig so. Ich habe nirgends auch nur den Ansatz von „beeindruckender Berg von „notwendigen“Schritten und Einzelmaßnahmen“ lesen können. Eher das in dem Wust von Aufregung Junker CETA durchwinken will. Was klug war, denn jetzt stürzen sich alle darauf und das zuvor „wirkliche“ Problem war aus dem Fokus. Auch das Juncker das Ergebnis der Abstimmung in GB fortschreiben wollte oder will. Das geht ihn nichts an. Die „Alten Mahner“ sind da auch nichts nutze.

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    3. First things first: Postenpoker in Großbritannienlesen können
      Ich kann nicht sehen das GB Führerlos ist. Es ist das Kapital was bestimmt, wenn es dem zu „bunt“ wird dann wird „man“ das Mitbekommen. Da macht es sich durch Bewegung an der Börse sichtbar. Ich geben Ihnen recht wenn sie sagen das die Planlos sind, das ist doch das Markenzeichen der Marktwirtschaft. Sie sagen es richtig „wieder zum Tagesgeschäft“ was kann also so „schlimm gewesen sein, das sogar Regeln der bürgerlichen Demokratie in Frage gestellt werden.
      Krisenentwarnung? Wirklich?
      Hier würde ich gerne wissen weshalb und warum der Bezug zu „ die Pleite von Lehman Brothers 2008“ hergestellt wird. Dabei will ich noch anmerken das, wie schon geschrieben, ich die Krise anders einordne. Es gibt kein Vertrauen bei den Geldhaien, es gibt nur Aussicht auf Profit das sie handeln lässt. „Mit entsprechenden Profit wird Kapital kühn.Zehn Prozent sicher,und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens.“ MEW 23 801 Wenn sie erkennen das sie „Rein gelegt“ wurden dann sind sie Panisch und alles wird auf den Markt geworfen um zu retten was zu retten ist. “Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krise? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von von Produktivkräften; anderseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung alter Märkte. Wodurch also? Dadurch, daß sie allseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert.“ MEW4 468 .Sie sagen wie es sich auf die „Märkte“ auswirkt „lässt sich schwerlich abschätzen.“ Genau es geht über „schätzen“ nicht hinaus, kann auch nicht, denn es sind individuelle Akteure die allerdings ein Ziel haben Profit. Woher sie deshalb“mit Gewissheit sagen kann, ist, dass es perspektivisch definitiv nichts Gutes zu bedeuten hat. Nicht für Großbritannien, nicht für die EU, nicht für die globalen Märkte.“ Wie haben sie das Analysiert. Ich kann mir Vorstellen das die BRICHS da nicht erschüttert sind und die Russen auch nicht. Denn das sind Märkte in denen jetzt schon die Investitionen steigen (Querschüsse) Ich spekuliere einmal. Die „Angst“ mag auch da gesehen werden das die Engländer da Geschäfte machen wo die EU sanktioniert. Das spaltet, da kann es sein das die EU bezahlt das das nicht passiert.

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    4. Ich stimme zu das die Brexit Entscheidung nicht einen Dominoeffekt auslöst. Aber das es nicht so ist kann auch nicht gesagt werden.
      George Soros Krisenprognose für die EU
      Zu Soros habe ich zuvor was gesagt das ich so belasse. Ich sehe da auch den Bezug nicht. Zum letzten Absatz will ich ihnen gerne zustimmen, allerdings nur wenn es nicht auf den Brexit fokussiert wird, ich wurde dann zugestehen das er „stark“ dazu beigetragen hat.
      Europäische Soll-Bruchstelle: Kein Krisendurchblick, schlechte Vorbereitung
      Zustimmen würde ich das es besser für den Kapitalismus ist wenn er ähnlich wie in China organisiert wird. Schnelle Entscheidung und langfristige Investitionen. Das soll in der EU ansatzweise mit TTIP geregelt werden. Was erhalten bleibt ist das nationale, das Kapital ist auch so organisiert. Da müssen die „Kleinen“ weg und die Konzentration zunehmen. Die „ Euro-Krise. Letztere hatte EZB-Chef Mario Draghi im Alleingang bewältigt.“ Draghi hat nichts bewältigt, er hat den Druck durch Umbuchung vermindert. So ist die Möglichkeit, bei anstehende Verwerfung, auch weg, das erhöht den Druck. Recht haben sie mit der Beschreibung von den Personen in England, die sind arrogant und haben nicht wirklich daran gedacht das es den Brexit geben würde. Was für ein unwürdiges verhalten den Bürgern gegenüber, benutzt wie Esel. Jetzt noch Juncker dazu, da frage ich mich wer will die Leute die „sonst wo hingehen“ noch kritisieren. Ist das wirklich nur noch politische Unzufriedenheit?
      Wenn ich mir die Gesetze, auch wegen der Terroristen, anschaue in Europa dann kommen wir China immer näher.
      Maximum an Ratlosigkeit: Kein Konzept für EU-Zusammenhalt, keins für eine neue Finanzmarktkrise
      Bis „Problem“ Genau. „Das Problem: Dafür fehlt offenbar der wirtschaftswissenschaftliche Unterbau. Denn die herrschende Wirtschaftslehre ist an der Finanzkrise 2008 gescheitert und die bisherige neoliberale Fundierung der europäischen Krisenpolitik hat überhaupt erst die Probleme, die die EU inzwischen zu zerreißen drohen, heraufbeschworen. Eine erkennbare Alternative dazu gibt es bisher nicht. Jedenfalls erweckt gegenwärtig keine politische Partei den Eindruck, als habe sie eine an der Hand.“ Wieso muss es eine Partei sein? Ich kann auch nicht sagen das nicht danach gesucht wird. Dazu schicke ich Ihnen eine Mail.(Es geht hier nicht) Ich meine das die Leute sich sehr darum bemühen. http://www.guenther-sandleben.de/mediapool/57/574173/data/Krisentheorie_Publ.pdf
      http://kulturkritik.net/erlauter/kriseimewh.html
      http://www.linkes-oldenburg.de/wp-content/uploads/2015/12/Auszug..pdf
      http://www.prokla.de/wp/wp-content/uploads/2009/07/demirovic.pdf
      Mit muss es nicht teilen aber sie bemühen sich und ich finde es richtig.
      Die Ursache des Brexit-Votums und der Krise der EU
      Der erste Absatz hier ist gut er zeichnet wie es ist. Die Unzufriedenheit ist immer da gewesen, nur jetzt sind schwächere da auf die getreten werden kann. So wird die Konkurrenz der Arbeitskraftverkäufer umgeleitet auf die Flüchtlinge die ja auch als Konkurrenten aufgebaut wurden seit sie nach Deutschland kommen. Zuvor wurde auf Griechenland gehetzt, aus den Gründen die sie zurecht anmerken. Was ist das für ein moralisch verkommen Situation. Ökonomisch in Ordnung, alles abgerechnet. Schwarze Null. http://www.klartext-info.de/flugblaetter/KLARtext_Fluchtursachen_Syrien.pdf
      Die angeführte Crash Gefahr sehe ich auch, die macht mir weniger Sorge als was die Menschen zuvor „treiben“.

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    5. Die Frage nach der Lösung
      „Eine Lösung kann, grundsätzlich betrachtet, einzig und allein darin bestehen, ein Konzept für eine erfolgreiche und dauerhafte Verbesserung der wirtschaftlichen Perspektiven für die Bürger Europas zu entwickeln und umzusetzen.“ Da Frage ich wie? Bei der Beschreibung stimme ich ihnen zu. Es ist Tag Träumerei zu glauben das es einen Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit geben wird oder nur könnte. Sie wissen wir schreiben hier über ein unbedeutendes Thema. Was in der Welt mit Klima und dadurch mit Menschen die nach Brot sich auf den Weg machen, mit Erdogans, Ukraine und anderen „Weltprobleme“ sind bei den besprochenen „Problemen“ auch zu berücksichtigen. Da wird nicht nur mit Waren geschossen, das geht schon mit richtigen Waffen die in Stellung gebracht werden.
      Wenig Hoffnung auf Einsicht
      Da frage ich nur welche Einsicht? Ist da nicht der Egoismus oberstes Ziel. „Ende der Geschichte.“ Für Europäer sicher.

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    6. @ Anonym

      Vielen Dank für die ausführlich Stellungnahme und auch für die Links, die ich mir anschauen werde.

      Ihre Ausführungen und Einwürfe will ich im Wesentlichen einfach mal so stehen lassen. Dann kann da jeder für sich bewerten, wie er es einschätzt.

      Warum ist die Situation ähnlich wie die von 2008 bei der Lehman-Pleite. Sie sehen keine Parallelen. Ich schon.

      Bis zur Lehman-Pleite wurden Finanzmarktblasen aufgepumpt, die dann schlagartig platzten. Denken Sie dabei nicht nur an die Immobilienblasen (USA, GB, Spanien), sondern u.a. uch an die Ölpreise, die auf über 150 Dollar je Barrel gestiegen waren.

      Inzwischen - davon sind viele überzeugt - haben sich (vor allem durch die lockere Geldpolitik) neue Blasen gebildet, potenziell mehr als damals. Keiner kann mit Gewissehiet sagen, dass es so ist. Aber das konnte damals auch niemand. Die Volatilität ist teilweise wieder hoch. Um neue, schwere Verwerfungen bzw. Korrekturen auszulösen, braucht es nicht viel. Ein auslösendes Ereignis oder eine Verkettung von Ereignissen kann dazu führen. Eine wichtige Rolle spielt dabei, dass an den Märkten damit inzwischen gerechnet wird, worauf die hohe Nervosität und Volatilität bei unerwarteten Ereignissen hindeutet. Vor allem spielt auch eine Rolle, dass das Vertrauen in die Notenbanken stark geschwunden ist.

      Darüber hinaus zeichnete sich die Krise 2008 auch dadurch aus, dass die Politik volkommen unvorbereitet ist und nach der Pleite rat- und kopflos agierte. Wie wir im Fall des Brexit-Votums sehen konnten, ist die Politik auch heute unvorbereitet und offenbar auch nicht ausreichend gewappnet, um mit den Brexit-Folgen umzugehen. Ihr Glück ist es im Unterschied zu 2008, dass die Konsequenzen des Brexits eben nicht alle auf einmal, das heißt schlagartig für die Marktakteure erkennbar werden.

      Abgesehen vom zuletzt genannten Aspekt sind damit also - so wie 2008 - wesentliche Zutaten für eine Art Lehman 2.0 vorhanden, wenn man außerdem auch noch den Blick nicht nur auf Europa richtet, sondern auch auf die Kreditblase in China, die Experten für ähnlich gefährlich einstufen wie die in den USA 2007/2008.

      Dass der Brexit in jedem Fall nichts Gutes zu bedeuten hat, ergibt sich den zu erwartenden Auswirkungen auf den internationalen Handel, die zunächst vielleicht nur temporär sein werden, was aber davon abhängt, welches Verhandlungsergebnis EU und Großbritannien erreichen. So oder so bedeutet der Brexit ein Hemmnis für den Handel. Der britische Notenbankchef Carney rechnet deswegen - ohne das Wort in den Mund zu nehmen - bereits jetzt mit einer Rezession in GB. Angesichts der Die Perspektiven für die ohnehin angeschlagene Weltwirtschaft verschlechtern sich dadurch weiter.

      Was die BRICS-Staaten oder auch generell die Schwellenländer anbelangt, so lässt die angestrebte Dollar-Aufwertung für sie negative Konsequenzen erwarten (Kapitalabzug, Druck auf die Landeswährungen). Wie Sie sicherlich selbst gut wissen, rutscht Brasielien immer tiefer in die wirtschaftliche Rezession. Das politische Chaos in dem Land, das auf Monate hinaus bestehen bleiben wird, verschärft die Krise. In China wiederum verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum stetig und da die EU ein wichtiger Handelspartner kommt es auch hier infolge des Brexit wahrscheinlich zu negativen Effekten für den Handel, die temporär sein können, aber auch dauerhaft.

      Insofern haben SIe natürlich recht, dass man das Gesamtbild (globale Märkte, politische und wirtschaftliche Krisen) in den Blick nehmen muss. Ich habe die im Aufsatz zwar nicht explizit angesprochen, aber bei meiner Bewertung durchaus mit einbezogen. Denn natürlci sorgt die hohe Verbundenheit und internationale Vernetzung dafür, dass einzelne relevante Ereignisse im Positiven wie im Negativen vielfach verstärkt werden.

      Viele Grüße
      SLE

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  6. Hallo Stefan,
    schade das Sie nichts oder „im wesentlichen“ nichts sagen wollen. Ich hatte immerhin auf eine Vorhaltung ihrerseit wegen Unfairnis zu Antworten. Das steht noch im Raum.
    Mir ist die Debatte wichtig weil ich weis das sie eine andere Sichtweise auf die Ökonomie haben als ich. Daran kann ich für mich überprüfen in wie weit meine Sichtweise mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Das geht allerdings nur wenn ichg auch ehrlich bin. Ich gehöre nicht zu den Leuten die Publikationen lesen die die eigene Meinung wiedergeben um dann bestätigung zu haben, das genaue Gegenteil ist Hilfreich.( Ab und an ein bisschen Polemik muss auch sein)
    Zur Lehmanpleite, na klar sind vor Krisen immer Blasen bzw. Überproduktion vorhanden. Wäre dem nicht so wäre der „Markt“ ausgeglichen und Investitionen sowie Profite würden sprudeln. Na klar sind die Blasen auch mehr geworden. Das ist nicht mein Dissenz, es ist die „besonderheit“ die mir „ins Auge viel. Der Kapitalismus erzeugt immer Krisen, das ist ihm immanent. Es kann sein das es verschoben wird weil andere Länder darunter „Leiden“ müssen als das Nationale, oder Draghi verschiebt was mit seinen Schuldenkauf. Inhaltlich bin ich bei Ihnen. Na klar sind die Börsen nervös, denn es gibt keinen Plan nach dem sie handeln, es sind alles Einzelakteure. Damit das auch so bleibt sagt : Martin Schulz: „Die Briten haben die Regeln verletzt. Es ist nicht die EU.- Philosopie dass das Publikum sein Schicksal entscheiden kann.“ www.zerohedge.com/new/2016-06-27/

    „Damit eine Krise (also auch die Überproduktion) allgemein sei, genügt es, daß sie die leitenden Handelsartikel ergreife.“ MEW 26.2 506

    „Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krise? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von von Produktivkräften; anderseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung alter Märkte. Wodurch also? Dadurch, daß sie allseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert.“ MEW4 468

    „ Wie wir im Fall des Brexit-Votums sehen konnten“ da werden sie allerdings nicht umhin können, das es auch Wunschdenken war das es so kommt. Das ist nicht vergleichbar zur Lehman Pleite, da wussten es lediglich viel Händler und Banker. Die sind allerdings ihre Portefolio nicht mehr losgeworden. Und natürlich ja, die Krise ist immer schlagartig wenn es denn passiert. Sie schreiben zu Recht von der Fragilität Europas, wenn es denn passiert ist es ein Schock. Richtig auch zu China, da nur wie zuvor, da ist eine Richtung angesagt und es ist Geld vorhanden, das war und ist „hilfreich“.
    Zu GB wird meiner Meinung nicht viel passieren, das soll erhalten bleiben, da soll es keinen Stachel geben.
    Richtig zu Brasilien, aber China hat noch Wachstum und baut um. Dann wäre eine Debatte um langfristige Investitionen hilfreich.
    Ich fänd es gut wenn Sie zumindest anmerken was sie mit berücksichtigt haben, daraus kann sich dann auch eine gute Debatte ergeben. So hatte ich übrigens den Ansatz ihres Blog s verstanden. Moralische Entrüstung machen die auf FB besser, da gehört es auch hin.

    freundlichen Grüße
    Peter

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  7. Hallo Peter,

    ich sage das gerne nochmals: Der Unterschied meiner ökonomischen Sicht zu der herrschenden besteht im Wesentlichen darin, dass ich generell von einer ungleichgewichtigen wirtschaftliche Entwicklung ausgehe und nicht von einem gleichgewichtigen Wachstum. Die Vorstellung vom gleichgewichtigen Wachstum impliziert im Prinzip eine Kreislaufwirtschaft, die immerfort, das heißt unabhängig von zeitlichen/historischen und räumlichen Gegebenheiten, in der gleichen Weise abläuft. Das ist eine mechanistische Sichtweise, bei der die Wirtschaft eine Art Produktionsprozess ist, der unter bestimmten (liberalen) Voraussetzungen Wachstum entstehen lässt oder anders ausgedrückt, die Kreislaufwirtschaft immer wieder auf ein höhers Produktionsniveau bringt.

    Ungleichgewichtige wirtschaftliche Entwicklung ist dait nicht zu vergleichen. Wachstum ist nicht garantiert und die Voraussetzungen dafür lassen sich auch nicht allgemeingültig, das heißt unabhängig von marktlichen und räumlichen Gegebenheiten, definieren.

    Wenn man das so betrachtet, kann man behelfsweise das Lebenszykluskonzept als Grundlage verwenden, um zu überprüfen, in welchem Entwicklungsstadium sich Märkte und/oder die Wirtschaft befindet und darauf aufbauend ableiten, welche Veränderungen gegebenenfalls politisch angeregt werden müssten, um Entwicklung zu beschleunigen, anzuregen oder eine höhere Entwicklungsdynamik zu erreichen. Das ist - auf der grundlage dieses spezifischen Markt- und Wirtschaftsverständnisses betrachtet - die Voraussetzung dafür, um Ungleichgewichte abzubauen, Beschäftigungseffekte zu bewirken, aber nicht unmittelbar auch Wachstum. Denn wirtschaftliche Entwicklung bedeutet keinesfalls, dass sich daraus grundsätzlich Wirtschaftswachstum ergibt. Das Paradebeispiel dafür ist die Situation eines technologischen Umbruchs, den Schumpeter treffend als Prozess der schöpferischen Zerstörung bezeichnet hat.

    Grundsätzlich, das ist jedenfalls mein Erkenntnisstand, muss wirtschaftliche Entwicklung nicht in der revolutioären Weise ablaufen, wie Schumpeter es in seiner "Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung" beschrieben hat. Und das heißt auch, dass es nicht zwangsläufig immer wieder zu den - wie Sie sagen - Krisen des Kapitalismus bzw. gorßen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrisen kommen muss. Sie bauen sich - in der entwicklungstheoretischen Sicht wird das erkennbar - langsam auf und insofern kann man auch politische eingreifen, bevor es zum "großen Knall" kommt.

    Die globale Wirtschaft befindet sich ebenso wie natürlich die europäische in einem fortgeschrittenen Reife- bzw. Stagnationsstadium, das insbesondere durch eine weitgehend erstarrte oder verloren gegangene Entwicklungsdynamik gekennzeichnet ist. Keynesianische Stimulierung kann daran ebenso wenig ändern wie eine neoliberale Politik, die im Wesentlichen auf die Selbstheilungskräfte des Marktes setzt. Denn die Märkte, genauer gesagt alle wirtschaftlich bedeutenden Märkte werden von jeweils wenigen großen Konzernen dominiert und unter sich aufgeteilt. Daran muss eine Politik, die wirtschaftliche Ungleichgewichte sowie eine sich vergrößernde Kluft zwischen Arm und Reich abbauen und den wirtschaftlichen Krisenkurs, der eben - wie im Falle Europas auf einen politisch-gesellschaftlichen Krisenkurs führt - verlassen will, ansetzen.

    (weiter bei: siehe Fortsetzung)

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    1. Das ist konkret der Hintergrund für das, was ich hier im Aufsatz schreibe und das ist die Perspektive, die allen oder fast allen meiner Aufsätze zugrundeliegt. Probieren Sie aus, ob dieser Erklärungsansatz besser hilft, die wirtschaftliche und politische Realität in Europa zu erklären, wenn Sie möchten. Schauen Sie sich noch einpaar grundlegende Posts dazu an, wenn Ihnen die Antwort hier noch nicht reicht. Ein paar nenne ich hier, ansonsten schauen Sie bitte die Themenliste im Archiv durch.

      - Der Fünfteiler: "Die europäische Krise" von Jan./Feb. 2011
      - Der Dreiteiler "In der Wachstumsfalle" von Feb./März 2012
      - "Einkommens- und Vermögenskonzentration - Teil 6: Das brüchige Fundament - Neuordnung des Erklärungszusammenhangs der Krise und Implikationen" vom 19.09.2012
      - Der Zweiteiler "Krisenstrategien in der Sackgasse" von Dez. 2012
      -Der Vierteiler "Vom Problem der Überwindung der Rechts-Links-Logik" von Sept./Okt. 2013

      Viele Grüße
      SLE

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    2. Hallo Stefan,
      danke für die "Mühe"mit mir. Das letzte, Wie komme ich in das Archiv? geht das nur über "Ältere Post"?

      gruß

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    3. Nein, einfacher. Im rechten Balken neben dem Text ist ein Feld "Neues Aufsatzarchiv", das zum Archiv führt. Einfach den roten Text anklicken oder den blauen Text in diesem Feld ("Stefan L. Eichner´s Blog-Archiv").

      Viele Grüße
      SLE

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  8. Hallo,

    ich möchte mich für den Artikel bedanken, der gut durchdacht und argumentiert ist. Manchmal sind die Gründe eben nicht komplex.

    Wenn wir uns das Abstimmungsergebnis anschauen, danns stellen wir fest, dass England und Wales völlig anders zum Brexit stehen als Schottland. Was unterscheidet wohl England/Wales von Schottland?

    Die SNP haat eben nicht einen totalen Sozialabbau betrieben und Politik im Sinne der City of London gemacht. In Schottland mag die soziale Schere ebenfalls existieren, aber die Menschen fühlen sich weit weniger abgehängt als in England/Wales. Es ist der Riss in der Gesellschaft der in der Abstimmung zutage kommt, da stimme ich voll überein. Prekarität und Frustration sind der Nährboden für Fremdenhass, Rechtsextremismus und die Unterhöhlung der Demokratie.


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    1. Hallo alien observer,

      es spielen in Nordirland und Schottland ganz sicher auch noch historische Gründe eine Rolle, nicht zuletzt aus der Thatcher-Zeit.

      Viele Grüße
      SLE

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  9. Hallo Herr Eichner,

    Apropos Krisenwarnung.
    Wie stehen sie zu der Einschätzung, dass die Deutsche Bank laut IWF "Die größte Gefahr für das Internationale Bankensysten" ist.

    Es gibt Stimmen die behaupten die Deutsch Bank ist ein Zombie, eigentlich schon Pleite, aber künstlich am Leben gehalten von EUB und Schäuble. (Zum Beispiel der RT Kommentator Max Keiser).
    Der Italienische Premier Renzi sagte schon ähnliches. Offenbar sitzt die Deutsche Bank auf 75 Billionen $ (Deutsche Billionen US Trillionen) an Derivaten die darauf warten zu implodieren un den Rest des 'Finanzsystems mit sich zu reissen.
    Siehe auch: http://www.zerohedge.com/news/2016-02-03/it-time-panic-about-deutsche-bank

    Oder Max Keiser: https://www.rt.com/shows/keiser-report/349809-episode-max-keiser-937/

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    1. Hallo alien observer,

      ich habe die Deutsche Bank nicht genau verfolgt. Aber wenn Derivate nach wie vor das größte Risiko darstellen, dann gehört die Deutsche Bank gewiss zu den Problemfällen. Das trifft aber nach wie vor auch auf die größten US-Banken zu. Nach den jüngsten OCC-Daten (Q1 2016) beträgt der Nennwert der gehaltenen Derivate bei US-Banken-Holdings bei

      - der Citigroup 55.624 Mrd. Dollar,
      - JP Morgan 52.352 Mrd. Dollar,
      - Goldman Sachs 52.257 Mrd. Dollar,
      - Bank of America 42.998 Mrd. Dollar,
      - Morgan Stanley 28.281 Mrd. Dollar.

      Die Top-25-US-Banken halten nach wie vor 99,7% aller von US-Banken gehaltenen Derivate - das war all die Jahre davor auch immer ungefähr genau so.

      Die Top-25-US-Banken hielten (auf Holdingbene) in Q1 2016 zusammen 250.182 Mrd. Dollar an Derivaten (Nennwert). Die Top-5-US-Banken-Holdings halten in Q1 2016 zusammen 231.513 Mrd. Dollar.

      Zum Vergleich die OCC-Daten für Q1 2008:

      - JP Morgan 89.831 Mrd. Dollar,
      - Citigroup 41.310 Mrd. Dollar,
      - Bank of America 38.956 Mrd. Dollar.

      Die Top-5-US-bankenholding hielten in Q1 2008 Derivate im Nennwert von zusammengerechnet 179.217 Mrd. Dollar. Die Top-25-US-Banken auf Holdingebene hielten 185.933 Mrd. Dollar.

      Auch 2008 hielten die Top-25-US-Banken 99,7% (179.893 Mrd. Dollar) aller von US-Banken gehaltenen Derivate.

      Dennoch kann man die Werte nicht direkt vergleichen, weil einmal die US-Investmentbanken (Goldman Sachs, Morgan Stanley, Lehman Brothers, Bear Stearns, Merrill Lynch) nicht in der Statistik enthalten sind und einige von denen nach Q1 2008 von Großbanken übernommen wurden (Bear Stearns von JP Morgan, Merill Lynch von Bank of Amreica) bzw. aus dem Markt ausschieden (Lehman Brothers). Nach der Finanzmarktkrise wurden die großen US-Investmentbanken zu Großbanken ernannt und einer strengeren Überwachung unterzogen.

      Nimmt man hingegen beispielsweise die OCC-Daten für Q1 2011, dann zeigt sich folgendes Bild auf der Ebene von Banken-Holdings:

      - JP Morgan 78,977 Mrd. Dollar,
      - Bank of America 74,811 Mrd. Dollar,
      - Morgan Stanley 56.401 Mrd. Dollar,
      - Citigroup 55.186 Mrd. Dollar,
      - Goldman Sachs 53.405 Mrd. Dollar.

      Die Top-25-US-Banken hielten (auf Holdingbene) in Q1 2011 zusammen 332.762 Mrd. Dollar an Derivaten. Die Top 5 US-Banken-Holdings (s.o.) hielten Derivate im Nennwert von 318.781 Mrd. Dollar.

      Im Vergleich zu 2011 haben also die Top-5-US-Banken-Holdings zusammengenommen ihren Bestand an Derivaten dem Nennwert nach bis Q1 2016 zwar deutlich reduziert. Das trifft aber NICHT für die Citigroup und Goldman Sachs zu. Abgesehen davon ist der nennwert der gehaltenen Ferivate der Top-5-US-Banken-Holdings immer noch sehr hoch sowie - beim Blick in den OCC-Report zu sehen - in Q1 2016 wieder deutlich gestiegen.

      Nicht nur sind Derivate an sich ein sehr riskantes Geschäft. Vor allem eben die Tatsache, dass sich das Derivate-Risiko nach wie vor international nur auf sehr wenige, sehr große Banken verteilt, ist heikel. Das könnte gerade auch in Bezug auf die vom Brexit-Votum ausgelösten Verwerfungen - gegenwärtig speziell im britischen Immobiliensektor (geschlossene Fonds, fallende Hauspreise, Kapitalabzug) eine Rolle spielen.

      Die Deutsche Bank gehört im Derivategeschäft zweifellos zu den Top-Spielern. Allerdings ist es mein Eindruck, dass bei der Bank durch den Umbau viele Probleme an die Oberfläche gespült werden, was sie in den Medien und an den Märkten in den Fokus gerückt hat.

      Ich gehe jedoch davon aus, dass auch viele andere Großbanken immer noch viele "Leichen" im Bilanz-Keller haben, also tickende Zeitbomben. Wenn es so ist, dann werden wir es bald merken, sofern sich das Brexit-Votum als Auslöser für kritische Probleme bei Finanzmarktakteuren erweisen sollte. Gegenwärtig ist dies für Nicht-Insider aber noch nicht zu erkennen.

      Viele Grüße
      SLE

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    2. Hallo Herr Eichner.

      danke für die ausführliche Antwort. Anscheinend wird also vom IWF das Problem als ein Europäisches dargestellt obwohl es nach wie vor vor allem ein US Amerikanisches ist?
      Vielleicht um von den Verwerfungen im US Bankensektor abzulenken?


      Die astronomischen Summen um die es hier geht machen einen schwindlig. So wie ich das verstehe, sind die gehaltenen Derivate weitestgehend unverkäuflich, da es eigentlich niemanden gibt, der den Banken diesen Mist abnimmt. Eigentlich sollte doch en Produkt das keiner mehr kaufen will wertlos werden. Dadurch, dass man das Produkt einfach nicht mehr auf den Markt bringt wird das Problem nicht aus der Welt geschafft. Niemand der bei klarem Verstand ist (z.B. Anleger mit viel Geld) wird jemals diese Derivate kaufen und damit diesen Berg abtragen.

      Was passiert aber wenn eine dieser Banken Insolvent wird? Was wird dann aus diesen Phantasiebeträgen?

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